Die Geschichte von Kasholz
Um das Jahr 1760 kam ein fahrender Scholar, wie es damals üblich war, mit Namen Johannes Staudt auf seiner Wanderschaft nach Wintrich und ließ sich hier anwerben als Lehrer und Küster.

Er war der Sohn der Eheleute Peter Staudt und Maria Staudt geb. Leyfen aus Gutenthal und geboren um 1740. Johannes Staudt vermählte sich mit Susanne Müller, geboren am 20.02.1745. Dieselbe stammte aus einer Mühle in Unter-Rondel, die längst zerfallen ist. Johannes Staudt baute in dem Waldtale „Korken" eine Wegstunde von Wintrich entfernt, eine Mühle, die nach seinem Namen Staudtenmühle hieß.

Die Familie hat 1788 die Mühle bezogen und diese bleib über 100 Jahre in den Betrieben der Familie Staudt, bis sie Genossenschaftsmühle wurde. Aus der Ehe Staudt-Müller gingen 13 Kinder hervor. 10 Söhne und 3 Töchter. Davon wurden 4 Söhne Lehrer und 2 Pastor. Ein Sohn der Familie Matthias Joseph Staudt, geboren am 17.06.1780 heiratete am 22.07.1805 Maria Anna Kriebs aus Wintrich, übernahm dann die Staudtenmühle und betreib das Müllergewerbe.

Staudt Mühle um das Jahr 1800

Außer den Wiesen bei der Mühle im Korkener Tale bebaute der Müller sein recht ausgedehntes Ackerland auf der Höhe auf Kasholz. Der Serpentinenweg von der Mühle nach der Höhe bestand damals noch nicht. Der Fahrweg war der steile Ausstieg an der Schweinhauswiese vorbei, der heute kaum noch als Fußpfad benutzt werden kann. So war der Ackerbau von der Mühle aus auf Kasholz sehr beschwerlich. Deshalb entschloss sich Matthias Jos. Staudt, bei seinen Feldern auf Kasholz ein Haus zu bauen.

Gasthaus Staudt in Kasholz um das Jahr 1900

Man hat es 1841 zuerst einen Brunnen gegraben an der Stelle, wo das Haus steht, und dann das Haus gebaut. Das ist der untere rechte Teil des heutigen Gutshauses an der Straße. Da kam der Besitzer des Weingutes Geiersley, Adolf Böcking, der auf Kasholz ein großes Hofgut anlegte und kaufte ihm das Haus ab. Er hat es sicher gut bezahlt. Dann ging Matth. Jos. Staudt etwas 100 m weiter, wo er auch ein Feld der Straße besaß und baute 1842 ein zweites (also diese) Haus.

Nicht lange konnte Matth. Jos. Staudt des neuen Hauses auf Kasholz erfreuen; denn schon im folgenden Jahr Jahre am 19.9.1843 (?) ist er gestorben. Sein ältester Sohn Johann Staudt geboren am 4.4.1806 in der Staudtenmühle, arbeitete jahrelang auf dem Hüttenwerk Quint bei Trier. 183x vermählte er sich mit Barbara Spieles aus Schweich, geboren am 05.11.1818 und wohnte nun in Schweich. Nach dem Tode des Vaters 1843 zog die Familie um nach Kasholz und übernahm dort die Landwirtschaft.

Jedoch bereists 5.9.1844 daselbst gestorben. Die Witwe Barbara geb. Spieles, Mutter von zwei kleinen Töchtern, lebte nun mit ihrem ledigem Schwager Johannes Nikolas Staudt, geboren am 29.7.1807, zusammen in Kasholz und sie betrieben gemeinsam den Ackerbau. Nach Erlangung der päpstlichen Dispenz schlossen die beiden Verschwägerten die Ehe.

Eine Tochter des Müllers Matthias Jos. Staudt, Anna Gertrud Staudt geboren am 03.10.1812 in der Staudtenmühle, vermählte sich am 23.1.18xx mit dem Müller Jakob Merschbäcker. Diese übernahm nun die Staudtenmühle 1845. Am 4.1.1866 starb Anna Gertrud geb. Staudt. Sie hatte nun einen Sohn, Nikolas Merschbäcker, Vater und Sohn verließen 1868 die Staudtenmühle und diese ging zurück in den Besitz der Familie Staudt-Spieles auf Kasholz. Ihr ältester Sohn Matthias Staudt führte den Mühlenbetrieb von Kasholz aus bis 1877.

Es war Anfang des Jahres 1860. Der Landrat von Bernkastel hatte die Bürgermeisterster des Kreises zu einer Sitzung einberufen.


Gasthaus Fischer in den Jahren 1923-1669

Der Bürgermeister von Neumagen musste den Weg zu Fuß über Kasholz, Burgen und Veldenz nach Bernkastel nehmen ein Fußweg von 4,5 bis 5 Stunden - da eine andere Möglichkeit noch nicht bestand. Er wurde von seinem Sekretär begleitet. Da es Winter war, gestaltete sich die Heimreise besonders schwierig. Im Laufe des Tages fiel sehr viel Schnee und als der Bürgermeister seinen Rückweg antrat, war die Nacht bereits angebrochen.

Der steile Aufstieg von Burgen nach Kasholz im hohen Schnee entkräftete den Bürgermeister so schwer, daß er im Kasholzer Walde, bevor sie „Staudts" Haus erreichten nicht mehr weiterkam und zusammenbrach. Der Sekretär lief in aller Aufregung zum Haus, suchte Hilfe, und man brachte den Halbohnmächtigen in die warme Stube. Nachdem der Bürgermeister sich dort gestärkt und erholt hatte, sagte er: "Hier besteht die unbedingte Notwendigkeit, daß dieses Haus eine Gaststätte wird."


Ansichtskarte von Kasholz: Gasthaus Fischer

Daraufhin erwirkte er persönlich bei der zuständigen Behörde die Erteilung der Konzession. So entstand 1860 auf Kasholz die Gastwirtschaft im Besitze der Familie Johann Nikolaus Staudt-Spieles.
In der Folgezeit ist Kasholz zu einem beliebten Ausflugspunkt für Jung und Alt der umliegenden Ortschaften geworden. Besonders an warmen, sonnigen Sonn- und Feiertagen im Frühjahr, wenn der Wald sein jungen Grün entfaltet hatte, fanden sich zahlreiche Ausflügler dort ein, und manche Bekanntschaft und Liebschaft hat hierbei ihren Anfang gefunden.
So war auch das Kasholzer Maifest, bei günstigem Wetter in der Regel am ersten Maisonntag, ein beliebtes und vielbesuchtes Volksfest. Auch war Kasholz in der Gespannzeit ein steter Ruheplatz für Mensch und Vieh, als noch mit Kuh-, Ochsen- und Pferdegespannen das gesamte Brennholz vornehmlich aus dem staatlichen Hardtwald für Brauneberg, Filzen und Wintrich gefahren werden mußte. Kaum ein Fuhrwerk ging an Kasholz vorbei ohne dass man dem Vieh eine längere Ruhepause und sich selbst einen Trunk gegönnt hätte.

Johann Nikolaus Staudt starb am 27.1.1877. die Familie löste sich auf. Die Mutter Barbara Staudt geb. Spieles nahm Wohnung bei ihrem jüngsten Sohne Jakob Staudt, der Lehrer in Bernkastel war. Dort starb sie 7.7.1893. Ihr Tochter aus erster Ehe Margarete Staudt war verheiratet mit Johann Schneider aus Merschbach. Diese Familie siedelte nun 1877 um nach der Staudtenmühle und betrieb diese bis 1898.

Mathias Staudt der älteste Sohn der Familie Staudt-Spieles, vermählte sich am 7.2.1877 mit Elisabeth Erz aus Filzen, geboren am 12.9.1844. Diese übernahm nach ihrer Vermählung das Haus mit der Gaststätte auf Kasholz und blieb in ihrem Besitz bis 1926. Sie bekam fünf Kinder. Als der Vater am 25.6.1920 gestorben war und alle Kinder sich anderenorts ihre Existenz aufgebaut hatten, wurde 1926 das Haus in Kasholz verkauft an Franz Jakob Fischer seine Ehefrau Maria Melchino aus Briedel. Diese traten den Besitz des Hauses mit der Gastwirtschaft an am 1.6.1926. Dazu betreiben sie auch Ackerbau. Ihr Sohn Franz Fischer jun. Verlegte sich vornehmlich auf Schweinzucht. Um seinen Zuchtbetrieb bedeutend zu vergrößern, legte er 1968/69 im Zuge der Flurbereinigung etwa 1 km entfernt auf dem Distrikt Marsfeld einen Siedlerhof an. Im Dezember 1969 zog die Familie Fischer von Kasholz nach dem neuen Hof um. Das Haus auf Kasholz wurde verkauft an die Straßenbauunternehmer Gerhard Theisen. Aus Piesport-Niederemmel. Der Betrieb der Gastwirtschaft wurde eingestellt. Scheune und Stallungen wurden abgerissen, die Wohnräume bleiben einige Jahre unbewohnt. (wegen eines Augenleiden ist es mir nicht möglich die Reinschrift selbst zu vollenden. Ich beauftrage damit meine Tochter Frau Elisabeth Koch geb. Staudt nach dem von mir gefertigten Entwurf.)

Bei der Flurbereinigung (Zusammenlegung) war dem Hause nach der Nordseite angrenzende Waldstück bis an die Straße, zugeteilt worden. Haus mit anliegendem Flur- und Waldgelände in den Besitz von Bruno Kryczun Justiz Amtmann i.R. aus Bielefeld über.

"Als 1926 die Gastwirtschaft an die Familie Fischer verkauft wurde, setzte diese nicht nur diese Tradition fort, sondern vergrößerte das Fest. Die Musiker des Musikvereine Wintrich spielten im Freien zum Tanz auf.

1969 verkaufte die Familie Fischer infolge Umsiedlung des Betriebes das Anwesen auf Kasholz, und die Gastwirtschaft wurde geschlossen.


Bild Bruno Kryczun: Maifest auf Kasholz 1974

Der Musikverein "Harmonie" Wintrich hat 1972 dieses Fest aus Tradition wiederaufleben lassen und zwar in noch größerem Rahmen mit Festzeit und Spießbraten. Heute ist das Musik- und Waldfest auf Kasholz aus dem Reigen der Feste in und um Wintrich nicht mehr wegzudenken.": Dieser Textteil wurde 1985 in der Jubiläumsbroschüre „75 Jahre Musikverein Harmonie Wintrich" veröffentlicht.

Herr Bruno Kryczun ist geboren am 11.11.1922 in Lodz (Polen). Er ist Schwerstkriegsbeschädigter, seit dem 1.12.1974 aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Seine Familie besteht aus Ehefrau, Mutter und 6 Kindern. Nach Anbau eines weiteren Einfamilienhauses erwägte Herr Kryczun privat oder gewerblich Pferde zu halten und auf längere Sicht im Sommer Getränkeausschank zu betreiben."

Vorstehende Geschichte ist zusammengestellt und eigenhändig niedergeschrieben worden im September 1974 von dem Sohne des letzten Inhabers dieses Hauses mit dem Namen Staudt. "Ich bin in Kasholz geboren am 27.6.1881, war von 1910 bis 1947 Hauptlehrer an der Volksschule in Wintrich und wohne seither im Ruhestand noch in Wintrich im 94. Lebensjahr."

Die Hälfte des Hauses wurde von dem Bauunternehmer Theisen in den 1970er Jahren abgerissen. Er wollte wohl einen Pferdehof aus Kasholz machen und ist dabei pleite gegangen.


Bild Bruno Kryczun: Kasholz 1974

Bruno und Frieda Kryczun haben den Hof 1976 in abbruchreifen Zustand übernommen und in liebervoller Arbeit mit Hilfe der ganzen Familie wieder aufgebaut und bewohnbar gemacht. 1982 wurde ein Gebäudeteil, in der Größe des abgerissenen Hausteils wieder angebaut.

Das folgenden Bild zeigt den Lehrer Staudt (Autor der oben zusammengestellten Geschichte) im Alter von über 90 Jahren bei einem Besuch in Kasholz vor dem neue errichteten Anbau.

Bild Bruno Kryczun ca. 1980: v.l. Lehrer Staudt mit seiner Tochter Frau Kessler, Frieda Kryczun mit ihrer Enkelin Aglaja Ehlers auf Kasholz

Bruno Kryczun ist am 12.02.2012 verstorben und seine Frau Frieda Kryczun an ihrem 92. Geburtstag, dem 30.09.2018.

Kasholz wird seit 2012 vom jüngsten Sohn Günter Kryczun als privater Pferdehof und Geschäftssitz der
KryStone GmbH und der Beratungsfirma Spiritual-Business-Management betrieben.

Bild Bruno Kryczun: Kasholz 2005

Günter Kryczun
Kasholz 2
54487 Wintrich

Tel.: +49 6507 /2278
Fax: +49 6507 /7036-162
g.kryczun(at)kasholz.de